Am Freitag, 18.10.2024 fand das diesjährige Konsortialtreffen aller beteiligten Projektpartner des IW3 Projekts statt. Mit dabei waren rund 30 Vertreterinnen und Vertreter der Hamburger Energiewerke, der Hamburg Energie Geothermie (HEGeo) GmbH, von CONSULAQUA, des Hamburg Institut Research gGmbH (HIR), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die sich gegenseitig auf den aktuellen Stand ihrer Aktivitäten rund um das Reallabor brachten. Auch unsere technischen und kaufmännischen Ansprechpartner vom Projektträger Jülich, der das vom BMWK geförderte Projekt begleiten, hatten sich auf den Weg nach Hamburg gemacht und sich über den Projektfortschritt zu informieren.
Thomas Tim Sävecke, Prokurist der Hamburg Energie Geothermie GmbH brachte es auf den Punkt: „IW3 ist ein echtes Leuchtturm-Projekt. Wir alle können stolz darauf sein, gemeinsam an einem Reallabor zu arbeiten, das sich aktuell schon in der finalen Phase der Realisierung befindet und eine neue Perspektive für dezentrale Wärmeversorgungen in Norddeutschland aufzeigt“.
Immer wieder ging es während der Vorträge um die Übertragbarkeit auf andere Projekte. Projektleiter Frank Boehnke machte deutlich: „Im Hinblick auf die Reproduzierbarkeit stellt sich die Änderung auf mitteltiefe Geothermie in Kombination mit einer effizienten Wärmepumpe als ein großer Vorteil dar.“ Ähnliche geologische Gegebenheiten finden sich in Deutschland vielfach, daher könne die aus dem Projekt gewonnene Erfahrung in Folgeprojekte übertragen werden. Sein Kollege Thomas Havran von den Hamburger Energiewerken legte dar, wie das Geothermie-Projekt künftig in das bestehende Wärmenetz rund um den Wilhelmsburger Energiebunker integriert werden könne. Dazu bald mehr hier auf unserem Projektblog.
Seit dieser Woche sieht der Geothermie-Platz wieder aus, wie gewohnt. In den vergangenen zwei Wochen war dies nicht immer der Fall. Ein Aufbau aus Rohren und Containern zog sich über den Platz, verschiedenen Druckmessgeräte und Filter waren dort angeschlossen. Warum? Um auszuschließen, dass sich in dem geförderten Thermalwasser zu viele Schwebeteilchen befinden, die die Anlage im schlimmsten Fall beschädigen könnten, haben wir einen umfassenden Zirkulationstest gemacht. Dabei wurde überprüft, ob die angestrebten Fließraten tatsächlich erreicht werden oder die Einleitung von weiteren Maßnahmen erforderlich ist. Wir haben Grund zur Freude: In Wilhelmsburg sind wir mit 135 Kubikmetern pro Stunde sehr nah an die Nennleistung von 140 Kubikmetern pro Stunde herangekommen und daher sehr optimistisch gestimmt, was den Betrieb der künftigen Anlage angeht. Hier im Bild: Projektleiter Dr. Carsten Hansen. Wir melden uns bald wieder mit einem Update!
Rund 100 Menschen sind insgesamt daran beteiligt, das Geothermie-Projekt in Wilhelmsburg umzusetzen. Nie sind alle gleichzeitig tätig, aber an unterschiedlichen Einsatzorten gibt es zu unterschiedlichen Zeiten etwas zu tun. Während die Vorbereitungen für den Bau der Anlage und des Heizhauses an der Geothermie-Förderstelle laufen, gibt es in der unmittelbaren Umgebung ebenfalls einige Baustellen. Um die Geothermische Heizzentrale mit dem Energiebunker zu verbinden, wird eine größere Fernwärmeleitung gebaut, welche die gewonnene Wärme transportiert und von dort an die Haushalte verteilt. Wir freuen uns, dass der erste Bauabschnitt nun abgeschlossen wurde. In diesen Zug möchten wir hier auch einige Beteiligte vorstellen, die sich für unser Geothermie-Projekt engagieren.
Einer, der den Bau der großen Versorgungsleitungen in Wilhelmsburg von Anfang an mitgestaltet, ist Manfred Fink. Der erfahrene Ingenieur ist seit 1990 in der Hamburger Energiewelt aktiv und stieß 2017 nach vielen Jahren im Anlagenbau zu den Hamburger Energiewerken. Der Leitungsbau in Wilhelmsburg ist es für den 66Jährigen mehr als ein Job: Mindestens bis zur Finalisierung des Leitungsbauprojekts in 2025 wird er dem Projekt erhalten bleiben – schließlich bildet dieses „sowas wie den krönenden Abschluss meiner Laufbahn“, wie er selbst sagt.
Herausforderungen des Leitungsbaus
Die großen Versorgungsleitungen sind die Lebensadern der Wärmeversorgung. Wo sie enden, übernehmen kleinere Verteilungsleitungen – ein System, das an die Struktur eines Baumes erinnert, mit großen Ästen und kleinen Zweigen. „Dabei gilt, je größer die Leitung, desto mehr Platz wird benötigt. „Wir müssen uns den Platz im Straßenverlauf mit den Sielen, Gas-, Wasser- und Stromleitungen und den Straßenbäumen teilen. Wilhelmsburg ist eine Insel und hat für die Buslinien nur wenig Ausweichstrecken. „Dass die Einsatzplanung der Hochbahn, die für die Busse und Ausweichrouten zuständig ist, dabei so kompromissbereit ist, erleichtert uns die Arbeit sehr, erklärt Manfred Fink. Die damit einhergehende logistische Meisterleistung braucht ihre Zeit: Für 100 Meter können rund acht Wochen vergehen.
Auf der Baustelle arbeitet ein Team aus Bauüberwacherin, Polier und Bauleiter der Tiefbau- und Rohrleitungsfirmen daran, die verschiedenen Gewerke zu steuern und die Arbeiten voranzubringen. Dazu gehört der Tiefbau, der Rohrleitungsbau und der Straßenbau, der die Fahrbahn nach dem Verlegen der Rohrleitung wieder herstellt. Dazu kommt ein Unternehmen, das die Schweißstellen der miteinander verbundenen Rohre isoliert. Eine weitere Firma überprüft die Schweißnähte der Leitungen. Ein Unternehmen übernimmt die Verkehrslenkung und ein Sicherheitsingenieur kontrolliert die Baustelle regelmäßig, ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Und dann gibt es natürlich noch die Abstimmung mit der Polizei und die Straßensperrungen und jede Menge Genehmigungen, die eingeholt werden müssen. „Mein Kollege Sören Schillerwein unterstützt und vertritt mich seit Kurzem in diesem Projekt“, so Fink. Schillerwein sitzt im Container-Büro direkt gegenüber und spricht sich eng mit ihm ab. „Last but not least helfen uns außerdem die Teamkolleginnen und -kollegen im Innendienst“, sagt Fink.
Ein Arbeitsalltag voller Herausforderungen
Auch Schillerwein ist die Begeisterung für seine Tätigkeit anzumerken: „Jeder Tag ist aufs Neue spannend, ganz besonders in Wilhelmsburg“: Die Elbinsel ist vor rund 350 Jahren aus sieben kleinen Inseln entstanden, zwischen denen zur Landgewinnung Sand und Erde aufgeschüttet wurde. Daher gibt es viele Entwässerungsgräben und einen hohen Grundwasserspiegel. Für den Bau der Fernwärmeleitung zwischen Geothermischer Heizzentrale und Energiebunker muss ein Kanal gequert und außerdem ein Gleis der Hafenbahn unterquert werden. Zudem stellen die vielen Bomben, die im zweiten Weltkrieg über dem Stadtteil abgeworfen wurden, eine Herausforderung dar. Bei allen Ausschachtungen ist immer ein Feuerwerker dabei, der aufpasst, ob bei den Arbeiten vielleicht ein Blindgänger zu Tage tritt.
„Die Verbindung der Geothermischen Heizzentrale mit dem Energiebunker ist ein entscheidender Schritt, um den CO2-Fußabdruck der Wärmeversorgung in Wilhelmsburg entscheidend zu verringern. Das konstant hohe Temperaturniveau des Thermalwassers macht es zu einer attraktiven und zuverlässigen Energiequelle“, freut sich Manfred Fink. Mit dem Abschluss des ersten Bauabschnitts blickt er optimistisch in die Zukunft. Und wir berichten hier, wie es weiter geht.
Am 18. Januar 2024 hat das Europäische Parlament in seiner Plenartagung in Straßburg einen Initiativbericht zum Thema Geothermie verabschiedet. Darin wird gefordert, ihr eine größere Bedeutung in der europäischen Energiewende einzuräumen. Warum? Geothermie ist nicht nur nachhaltig, sondern auch eine zuverlässige und unabhängige Energiequelle, die eine Vielzahl von ökonomischen Vorteilen bietet.
Was wissen Sie über die Technologie als solche und das Projekt in Wilhelmsburg im Speziellen? Testen Sie Ihr Wissen in unserem Quiz.
Während der Bau der Leitungen, die unseren Geothermie-Standort mit dem Wilhelmsburger Energiebunker verbinden, weiter voranschreitet, wird auch dem oft als „Öko-Kraftwerk“ bezeichneten Gebäude selbst immer mehr Anerkennung zuteil. Seit dem 23.3.2024 ist der ehemalige Flak-Bunker, in dem sich die Energiezentrale des Wärmenetz Wilhelmsburg befindet, sogar im Vitra Design Museum im Schweizer Weil am Rhein zu bewundern. Das Museum zählt zu den führenden Designmuseen weltweit. Es erforscht und vermittelt die Geschichte und Gegenwart des Designs und setzt diese in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur. Die Ausstellung „Transform! Design und die Zukunft der Energie“ widmet sich der Transformation des Energiesektors aus der Designperspektive: Vom Alltagsprodukt für die Nutzung erneuerbarer Energien bis zur Gestaltung von Solarhäusern und Windkraftanlagen, vom intelligenten Mobilitätskonzept bis zur Zukunftsvision energieautarker Städte.
Der Bunker, in dem unterschiedliche Formen Erneuerbarer Energieerzeugung zusammenkommen, ist dem Bereich «Future Energyscapes» zugeordnet. Dieser zeigt besonders innovative Ansätze und Visionen künftiger Energielandschaften. Wir freuen uns sehr über diese Möglichkeit, so hoffentlich auch noch mehr Menschen für das IW3 -Projekt begeistern zu können. Die Ausstellung läuft bis zum 1.9.2024.
Darüber, welche aktuellen Entwicklungen es im Wilhelmsburger Geothermie-Projekt gibt, referiert der Projektmanager Forschung, Dr. Carsten Hansen, am 1. März 2024 bei der Geotherm Expo & Congress in Offenburg. Dort findet in diesem Jahr bereits zum 17. Mal Europas größte Geothermie-Fachmesse mit Kongress statt. Die Veranstaltung greift die aktuelle Entwicklung der Branche auf und schafft eine Plattform, die sich ausschließlich dem Thema Geothermie widmet. Knapp 5000 Fachbesucher sowie rund 160 Aussteller aus 40 Nationen werden erwartet. Schließlich gewinnt das Thema Geothermie immer mehr an Bedeutung: Dem Bundesverband Geothermie zufolge gibt es in Deutschland 43 geothermische Anlagen mit einer Bohrtiefe von mehr als 400 Metern. Langfristig könnten mit Tiefer Geothermie rund 300 TWh Energie bereitgestellt werden. Die geothermische Energieform ist grundlastfähig und steht damit jederzeit wetterunabhängig zur Verfügung. Entsprechend hoch ist aktuell der Bedarf an Austausch, Vernetzung und Zusammenarbeit in der Branche, um gemeinsam einen Beitrag zu leisten.
Die Inbetriebnahme einer Geothermie-Anlage in Mecklenburg-Vorpommern verzögert sich, weil sich Schwebeteilchen in der Sole befinden. Bevor es jetzt weitergehen kann, müssen Filter nachgerüstet werden. In Wilhelmsburg haben wir diese Herausforderungen bei den Planungen schon frühzeitig in den Blick genommen.
Der NDR und andere Medien berichteten über technische Herausforderungen in einem Geothermie-Kraftwerk in Mecklenburg-Vorpommern. Was bedeutet das für das Hamburger Projekt? „Aufgrund unserer Bohrung wussten wir bereits, dass es sich bei unserem geothermischem Reservoir um eine recht feinsandige Sandsteinschicht handelt. Während unserer Fördertests hat sich bestätigt, dass wir einige Zeit brauchen, um das Thermalwasser von Schwebeteilchen/feinem Sand frei zu fördern. Daher haben wir für den Betrieb entsprechende technische Vorkehrungen getroffen, damit wir die geothermische Wärme reibungslos nutzen können“, erklärt Gesamtprojektleiter Thomas Thaufelder. Hintergrund: Das Thermalwasser stammt aus einer natürlichen Umgebung. Bevor es an die Erdoberfläche gefördert wird, strömt es durch Gesteinsschichten, in denen sich mineralische Teilchen unterschiedlicher Größe befinden. „Je nach Strömungsgeschwindigkeit und Partikelgröße werden diese Partikel vom Wasser mitgerissen. Diese sogenannte Entsandung, d. h. das Ausfördern lockerer Partikel ist ein normaler Prozess, beispielsweise auch bei der Entwicklung von Brunnen“, erläutert Thaufelder.
Kleinste Partikel können die Brunnenfilter passieren und mit dem Thermalwasser nach oben gelangen. Genau das hat die Planer in Wilhelmsburg dazu bewogen, neben speziellen Filterrohren in der Bohrung in über 1.300 m Tiefe weitere Filter über Tage vorzusehen. Eine mehrstufige Filteranlage entfernt auch diese Partikel aus dem Thermalwasserstrom. So werden sowohl die oberirdischen Anlagen als auch die Infiltrationsbohrung selbst geschützt. Hier würden sich die feinen Partikel in den porösen Gesteinsschichten ablagern und die Strömungswege des Thermalwassers möglicherweise verstopfen. Das gefilterte, abgekühlte Thermalwasser kann dagegen störungsfrei wieder in den Untergrund eingespeist werden und den geothermischen Kreislauf aufrechterhalten.
Hier gibt es mehr Infos zum geothermischen Kreislauf.
Es gibt Grund zu feiern! Das IW3 Projekt wurde am 29. November bei den neu ins Leben gerufenen ODH Awards in München mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Integration“ ausgezeichnet: ODH steht für Open District Hub e.V. Der ans Fraunhofer Institut angegliederte Verein schaut sich innovative Quartierslösungen, die sich um die Sektorenkopplung von Strom, Wärme und Mobilität drehen, an. Unser Wilhelmsburger Geothermieprojekt belegte den zweiten Platz in der Kategorie Integration. Stefan Kleimeier, Leiter der Unternehmenskommunikation bei den Hamburger Energiewerken, nahm den Preis mit Freude entgegen. Die Entscheidung der aus Expertinnen und Experten des Vereinsvorstand bestehenden Jury beruht sowohl auf technischen Aspekte der Integration, als auch auf den Partizipationsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner der jeweiligen Quartiere. Außerdem gab es ein öffentliches Online-Voting. Den ersten Platz belegte in diesem Jahr das Energetische Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg.
Der gemeinnützige Verein ist ein branchenübergreifender Zusammenschluss von über 40 Unternehmen und Organisationen. Die Mitglieder kommen aus der Energie- und Immobilienwirtschaft, den Bereichen Forschung, Mobilität, Technologieausrüstung, Softwareentwicklung, Gebäudeautomatisierung, Projektierung sowie Beratung. Die Initiative fördert den Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik, Kommunen und Öffentlichkeit zur Sektorenkopplung von Strom, Wärme und Mobilität.
Mehr über den Open District Hub
Der gemeinnützige Verein ist ein branchenübergreifender Zusammenschluss von über 40 Unternehmen und Organisationen. Die Mitglieder kommen aus der Energie- und Immobilienwirtschaft, den Bereichen Forschung, Mobilität, Technologieausrüstung, Softwareentwicklung, Gebäudeautomatisierung, Projektierung sowie Beratung. Die Initiative fördert den Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik, Kommunen und Öffentlichkeit zur Sektorenkopplung von Strom, Wärme und Mobilität.
Wo sollten wir uns noch bewerben? / Welche Preise sind interessant für das Geothermieprojekt?
Am 26. September 2023 fand eine öffentliche Info-Veranstaltung zum gegenwärtigen Stand des Geothermieprojekts im Wilhelmsburger Energiebunker statt. Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, Dr. Carsten Hansen, Geologe und Projektmanager Forschung und Dr. Thomas Thaufelder, Projektkoordinator des IW3 Projekts, stellten die Erfolge und Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven dar und gaben einen Einblick in die Zukunft des Vorhabens. Die Vorträge sind hier verlinkt.
Von der Planung zur Umsetzung
„Wir haben hier zukünftig die Möglichkeit, 100 Prozent erneuerbare Wärme zu fördern“, erklärt Michael Prinz Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke (HEnW), in seinem einführenden Vortrag. „Mit Hilfe der gesetzlich vorgeschriebenen kommunalen Wärmeplanung gibt die Stadt vor, wie die Wärmeversorgung der Zukunft aussehen soll.“ Die HEnW und die beteiligten Projektpartner kümmern sich um die konkrete Umsetzung.
Der Stadtteil Wilhelmsburg solle dafür entwickelt werden. Die Elbinsel sei für Hamburger zwar lediglich ein Stadtteil. Mit über 50.000 Einwohnern sei dieser aber so groß wie viele Städte in Deutschland, so dass sich aus dem Projekt viele Erkenntnisse für kleinere Gemeinden gewinnen ließen. Rund 6000 Haushalte in Wilhelmburg sollen künftig mit geothermischer Wärme versorgt werden. Wie genau das passiert, erklärt er hier.
Pionierarbeit für Norddeutschland
Dr. Carsten Hansen, Leiter Forschung & Entwicklung des Geothermie-Projekts bei der Hamburg Energie Geothermie GmbH, berichtet über den Weg von der ersten Erkundungsbohrung zu den erfolgreichen Produktionsbohrungen und Fördertests. Über 200 Millionen Jahre alt sind die Erdschichten, durch die sich der Erdbohrer manövriert habe. Dabei seien wichtige Erkenntnisse über die Beschaffenheit des sogenannten Norddeutschen Beckens gewonnen worden. Dieses weist neben dem Oberrheintalgraben und dem Molassebecken im Großraum München als eine von drei Regionen in Deutschland geothermisches Potenzial auf.
Auch wenn nicht alles nach Plan lief: Bis zu einer Tiefe von rund 2500 Metern Tiefe entsprach die Bohrung den Erwartungen“, so Hansen. Dass es ab dann jedoch anders aussah als angenommen, führte zu einigen Veränderungen im Projektdesign. Wie diese aussehen, erläutert er hier.
Dynamik im Reallabor
„Zur Hälfte haben wir dieses Projekt bereits hinter uns gebracht. Wir haben nämlich Wasser gefunden“, freut sich Dr. Thomas Thaufelder, Projektkoordinator des Projekts IW3. In seinem Beitrag stellt er dar, wie die geplante Wärmeversorgung konkret funktionieren soll. Dabei erläutert er, welche Folgen die veränderte Bohrtiefe für den weiteren Projektverlauf mit sich bringt. Ein Beispiel: Das geförderte Wasser ist 48 Grad warm. Damit es die nötige Heizwassertemperatur von 70-85 Grad erhält, soll eine Wärmepumpe hier Unterstützung leisten. Mit dem Bau des sogenannten Heizhauses soll im Frühjahr 2024 begonnen werden.
Thaufelder verweist auf den Umfang des IW3 Projektes als solches: „Dieses Reallabor ist Teamwork“, sagt er und verweist darauf, welche unterschiedlichen beteiligten Partner sich um die Bohrung (IWu), die Systemintegration (IWs) und den Herkunftsnachweis (IWm) kümmern, um in naher Zukunft „ein System mit hervorragenden ökologischen Kennzahlen und niedrigen CO2-Emissionen“ zu schaffen. Wie alles miteinander zusammenhängt, verrät er hier.
Was bisher geschah
Impressionen aus der Bauphase des Geothermie-Projekt gibt es hier in einem kurzen Film.
Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Stefan Wenzel, hat am Mittwoch, 22.11.2023 den Wilhelmsburger Energiebunker besucht, um sich über den gegenwärtigen Stand von IW3 zu informieren. Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, und Carsten Hansen, Leiter Forschung & Entwicklung des Geothermieprojekts, standen dem Staatssekretär Rede und Antwort und führten ihn durch den Energiebunker.
Stefan Wenzel zeigte sich besonders interessiert an der geballten Technik im Energiebunker, die ihm Michael Prinz erklärte. Der Staatssekretär nahm sich aber auch die Zeit, selbst einige Fragen zu beantworten.
Herr Staatssekretär, Sie haben mehrfach öffentlich betont, dass der Geothermie gerade im Wärmemarkt eine hohe Bedeutung zukäme, ihr großes Potenzial in den letzten Jahren nicht so erschlossen worden sei, wie gewünscht. Woran liegt dies Ihrer Ansicht nach?
Der Geothermie kommt Bedeutung zu, weil sie eine der wichtigen erneuerbaren Wärmequellen ist. Wärme aus dem oberen Erdreich kann die Effizienz einer Wärmepumpe nochmal erheblich steigern, kann einzelne Häuser heizen oder in Wärmenetze eingespeist werden. Das Gebäudeenergiegesetz und das Wärmeplanungsgesetz zeigen die Möglichkeiten für verschiedene effiziente und moderne Heizungssysteme auf, damit die Wärmeversorgung langfristig bezahlbar bleibt und nicht mehr auf teure fossile Rohstoffe angewiesen ist. Mit der vor einem Jahr gestarteten Erdwärmekampagne wollen wir zudem die Zurückhaltung bei der Umsetzung von mittel- und tiefen Geothermieprojekten lösen. Darin enthalten ist beispielsweise ein Forschungsprojekt, in dem wir zusammen mit den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesländer die Untergrunddaten bereitstellen.
Bislang wurde das geothermische Potenzial vor allem in Süddeutschland erforscht und gehoben. Das Projekt IW³ zeigt auf, welche durchaus nennenswerten Möglichkeiten es auch in Norddeutschland gibt. Nun haben Sie sich persönlich ein Bild gemacht. Was hat Sie besonders beeindruckt?
Der Norden hat mehr als 100.000 oberflächennahe Nutzungen, aber wenig mitteltiefe und tiefe. Häufig stehen die geothermischen Projekte in Bayern oder im Oberrheingraben im Fokus, aber auch hier in Mittel- und Norddeutschland werden Projekte gefördert. Ich erinnere da an Neustadt-Glewe, Hannover oder Schwerin. In Norddeutschland sehe ich beispielsweise auch Chancen in der mitteltiefen Geothermie mit Bohrungen bis ca. 2.500 Metern. Mit effizienten Großwärmepumpen kann hier wirtschaftlich und gleichzeitig klimafreundlich Wärme erschlossen werden.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz plant nun, im engen Austausch mit der Branche und den beteiligten Stakeholdern herauszuarbeiten, welche konkreten Verbesserungen am rechtlichen Rahmen nötig sind, um die Geothermie in Deutschland zu stärken. Was sind Ihre vorrangigen Ziele für diesen Prozess?
Wir haben vor Kurzem im Bürokratieentlastungsgesetz IV eine Änderung des Bergrechts aufgenommen, die oberflächennahe Geothermie erleichtert und Rechtsklarheit schafft. Das hatten die Bundesländer bislang unterschiedlich gehandhabt. Und wir werden bei einer umfassenderen Novelle des Bergrechts prüfen, wo es weitere Verbesserungsmöglichkeiten für die tiefe Geothermie gibt. Wir prüfen auch konkrete Vorschläge, wie die Rahmenbedingungen für Planung und Genehmigung vereinfacht werden könnten. Außerdem haben wir im Wärmeplanungsgesetz bereits das überragende öffentliche Interesse für Anlagen mit erneuerbarer Wärme verankert, die ins Wärmenetz einspeisen. Davon profitiert auch die Geothermie.
Danke für Ihre Antworten, Herr Staatssekretär!
Auch einige Medien nahmen an dem Gespräch und der Führung teil. Einen Beitrag des NDR zum Thema gibt es hier.
Interessiert hörte der Staatssekretär den Erläuterungen zum Wilhelmsburger Geothermieprojekt zu.
Carsten Hansen erklärte die Besonderheiten der Bodenbeschaffenheit und ihre Auswirkungen auf das Projekt.
Michael Prinz führte aus, wie die Wärmeversorgung in Wilhelmsburg künftig aussehen könnte.