Neben der Etablierung von Geothermie als klimafreundliche Wärmeversorgung, verfolgt das Vorhaben auch ein übergeordnetes Ziel: wir wollen die Grundlagen für den Ausbau einer auf Geothermie basierenden urbanen Wärmeversorgung in Norddeutschland schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine enge Kooperation mit dem ebenfalls geförderten Verbundprojekt mesoTherm vorgesehen.
Das Verbundvorhaben mesoTherm wird federführend von der Georg-August-Universität Göttingen, Geowissenschaftliches Zentrum, zusammen mit der Geothermie Neubrandenburg GmbH (GTN) und dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) als assoziiertem Partner durchgeführt.
Weiteres Geothermie-Potenzial für Norddeutschland aufspüren
Zentrales wissenschaftliches Ziel ist die weitere Minimierung des Fündigkeitsrisikos der hydrothermalen Reservoire in mittleren Tiefenlagen Norddeutschlands. Hierfür werden bislang noch nicht untersuchte geothermische Hauptreservoire analysiert und in das bestehende Kartenwerk „Geothermische Reservoire Norddeutschlands“ integriert.
Darüber hinaus werden neue Erkundungsmethoden getestet, bei denen seismische Daten durch maschinelles Lernen bearbeitet werden. Damit soll ein fossiles Deltasystem in bis zu 2.000 Metern Tiefe detektiert werden. In den Rinnen des Deltasystems lagern vorzugsweise Sandsteine, die ideale Reservoire für die geothermische Nutzung darstellen können. Ob diese Reservoire auch eine gute Aussicht auf Fündigkeit, also ausreichende Mengen an Thermalwasser enthalten, sollen Fündigkeitsprognosen klären, die speziell für diesen Reservoirtyp entwickelt werden sollen. Dazu werden geologische Daten neu bewertet und skalenübergreifend miteinander verrechnet. Die Reservoircharakteristik und Fündigkeitsprognose sollen dann durch den direkten Reservoiraufschluss und das wissenschaftliche Begleitprogramm an der ersten Tiefbohrung in Hamburg-Wilhelmsburg validiert werden.
Wissenschaftliches Begleitprogramm für Bohrung
Neben den Rhät-Sandsteinen als eigentlicher Zielformation sollen auf dem Bohrpfad der ersten Bohrung (Vertikalbohrung) weitere im norddeutschen Raum aussichtsreiche, jedoch bisher kaum erschlossene Gesteinshorizonte mit untersucht werden. Ziel ist es, deren Potenzial für eine energetische Gewinnung oder Speicherung von Wärme zu erfassen. Hierzu ist seitens mesoTherm in einem eigenen Arbeitspaket ein ausführliches, wissenschaftliches Begleitprogramm vorgesehen. Zur Charakterisierung der petrophysikalischen Formationseigenschaften werden bohrlochgeophysikalische Messungen durchgeführt. Aus besonders vielversprechenden Gesteinsformationen sollen Bohrkerne gewonnen und geowissenschaftlich untersucht werden. Zusammenhänge zwischen der Reservoirgeologie und der Produktivität einer Bohrung werden durch einen umfangreichen hydraulischen Test erfasst.
Projektpartner im mesoTherm-Konsortium
Georg-August-Universität Göttingen – Abteilung Angewandte Geologie: Die Arbeitsgruppe Geothermie blickt auf zehn Jahre Erfahrung in der Bearbeitung hydrothermaler Reservoire des Norddeutschen Beckens zurück. Das in vorangegangenen Forschungsprojekten entwickelte Kartenwerk „Geothermische Reservoire Norddeutschlands“ ermöglicht eine verbesserte Reservoirprognose und trägt so zur Minimierung des Erkundungsrisikos bei. Das Kartenwerk ist über das vom LIAG betriebene „Geothermische Informationssystem“ (Link zu www.geotis.de) der Öffentlichkeit zugänglich.